Zu den markantesten Beispielen römischer Baukunst gehören neben den sich kilometerlang durch die Landschaft schlängelnden oberirdischen Wasserleitungen, den Aquädukten, neben den Veranstaltungsorten blutiger Tierhetzen und erbarmungsloser Gladiatorenkämpfe, den Amphitheatern, neben den mit Fußbodenheizungen und raumüberspannenden Gewölbekonstruktionen versehenen Stätten der Badekultur, den Thermen, die auch als Ehrenbogen bekannten Denkmäler, die von Kunsthistoriker*innen und Altertumswissenschaftler*innen üblicherweise synonym unter dem Begriff Triumphbogen zusammengefasst werden. Was sie ganz grundsätzlich von einem in den Zusammenhang einer Mauer eingebundenen antiken Stadttor, das nur für sich genommen durchaus eine deutlich wahrnehmbare Ähnlichkeit aufweisen kann, unterscheidet, ist die Isoliertheit des Baukörpers. Ein Triumphbogen steht immer für sich allein da, häufig genug an sehr exponiertem Standort innerhalb der gesamten Stadtanlage, erfüllt seine Funktion, an bedeutende Taten eines bedeutenden Feldherrn oder Kaisers zu erinnern und bietet dergestalt ein Abbild imperialen Macht- und Sendungsbewusstseins. Ob der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt bei seiner Überlegung, „Wie spricht die Geschichte durch die Kunst? Es geschieht dies vor allem durch das Baulich-Monumentale, welches der willentliche Ausdruck der Macht ist.“, einen römischen Triumphbogen vor seinem geistigen Auge hatte, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, es wäre aber in diesem speziellen Fall ein passgenauer Gedanke.
Durch die heutzutage noch vorhandenen Bauten selbst, aber ebenso durch hinweisgebende Inschriften und Münzen älteren Datums ist die Existenz von insgesamt mehr als 360 Triumphbogen sowohl in Rom, aber auch im italischen Umland und den abhängigen Provinzen in unterschiedlichen Ausführungsvarianten belegt. Der Historiker Livius rechnet mit den frühesten Beispielen dieses Bautyps für den Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, also für die Zeit der mittleren Republik, als die außeritalische Expansion nach dem gegen das nordafrikanische Karthago siegreichen Zweiten Punischen Krieg allmählich Fahrt aufzunehmen begann. Plinius zufolge waren diese frühen Denkmäler in Bogenform dazu bestimmt, denjenigen, dessen Statue auf dem Bogen stand, „über alle übrigen Sterblichen zu erheben.“ Der ins Jahr 60 v. Chr. datierende und schlicht anmutende Fornix Fabianus auf dem Forum Romanum ist mutmaßlich der früheste und, soweit das zu überblicken ist, der einzige derartige Bogen aus republikanischer Zeit, der zumindest in bescheidenen baulichen Überresten physisch auf uns gekommen ist.
Rom
Insofern ist es naheliegend, dass die gegenwärtigen Touristen- und Besuchermagnete, die monumentalen stadtrömischen Triumphbogen kaiserzeitlichen, wenn auch entstehungsgeschichtlich verschiedenen Jahrhunderten angehörigen Ursprungs sind. Durch ihre nicht nur in den Details voneinander abweichende Bauausführung wie durch das jeweils realisierte, in Bildszenen und Ornamenten sichtbar werdende künstlerische Programm des neben dem Senat als PR-Stratege in eigener Sache beauftragenden Herrschers sprechen sie als steinerne Zeugen der in den rauen Stürmen der Völkerwanderung unwiederbringlich untergegangenen antiken Welt zu uns.
a.) Titusbogen
Der älteste erhaltene stadtrömische Bogen folgt dem eintorigen Schema, wie es ebenfalls bei dem zwischen 1806 und 1836 errichteten Arc Triomphe de l’ Étoile in Paris in einer neuzeitlichen Adaption als Ausweis der Romanophilie des Kaisers Napoleon Verwendung gefunden hat. Die Übersetzung der mit Kürzeln arbeitenden lateinischen Dedikationsinschrift (s. Abb. 2) am bewunderten Vorbild lautet: „Der Senat und das Volk von Rom für den vergöttlichten Titus, den Sohn des vergöttlichten Vespasian, den Vespasian Augustus.“ Besagter divinisierter Vespasian hatte sich 69 am Ende des Tages im sogenannten Vierkaiserjahr gegen seine Rivalen Galba, Otho und Vitellius mit seinem auf die Kaiserwürde vehement vorgetragenen Anspruch durchgesetzt und nach der julisch-claudischen, deren letzter Repräsentant der mit einem erheblichen mentalen Handicap versehene, überaus unglücklich agierende Nero gewesen ist, mit der flavischen eine neue Dynastie zum Leben erweckt. Dieser neuen Dynastie haben auch Titus und Domitian angehört, wobei letzterer in seiner Eigenschaft als Kaiser den Bau zum Gedenken an den am 13. September 81 früh verstorbenen Bruder und vergöttlichten Vorgänger hat errichten lassen. Dem Archäologen Heinz Kähler zufolge kann der Triumphbogen in der Flucht der Via Sacra am Forum Romanum erst in den 90er Jahren endgültig fertiggestellt worden sein, da er ansonsten die ungehinderte freie Zufahrt zum angrenzenden Palatin, wo zeitgleich umfangreiche Arbeiten am verschwenderisch detailreichen Domitianspalast stattfanden, behindert hätte.
Der 14,5 Meter hohe und 13,5 Meter breite Titusbogen besteht aus Travertin, d. h. aus Kalksteinblöcken, der in verschiedenen Qualitätsstufen verwendete Marmor verkleidet ausschließlich die Fassade.

4. Titusbogen: Blick auf den Reliefschmuck unter dem Kassettengewölbe des Durchgangs.
Deren vertikale Gliederung wird hauptsächlich von acht Säulen an der Ost- und Westseite übernommen, an den Ecken jeweils als Dreiviertel- und an der Bogenöffnung als Halbsäule differenziert ausgeführt. Die detailreichen Säulenkapitelle gelten als frühe Beispiele der Verbindung von klassischem ionischen und korinthischen Kapitell zum römischen Kompositkapitell. Verloren gegangen ist dagegen der von vier bronzenen Elefanten gezogene Triumphwagen mit der Statue des Titus, der sich ursprünglich hoch oben auf dem Bogen, der im Lauf seiner wechselvollen Geschichte sogar zeitweise in eine mittelalterliche Befestigung zweckentfremdet einbezogen und erst 1822 freigelegt worden ist, befunden hat.
Der bildliche Schmuck wird von einem Reliefpaar, dem Triumphator- und dem Beuterelief, mit dem Thema des Triumphzugs des Jahres 71 anlässlich der erfolgreichen Niederschlagung der Aufstandsbewegung im Nahen Osten in Judäa mit anschließender Eroberung Jerusalems, auf beiden Seiten des Durchgangs von der Bedeutung her überragt. Hier (s. Abb. 4) ist die von vier Pferden gezogene Triumphalquadriga zu sehen. Hinter Titus befindet sich Victoria, ihm den goldenen Eichenkranz über den Kopf haltend, anstelle des Staatssklaven, der üblicherweise eingesetzt wurde, um dem Triumphator Worte der Mäßigung einzuflüstern, auf dem zweirädrigen Karren. Virtus, die personifizierte ideale Tüchtigkeit, geht mit den Liktoren voran.
b.) Septimius-Severus-Bogen
Der gut einhundert Jahre später als der Titusbogen zu Ehren des Kaisers Septimius Severus und seiner Söhne Caracalla und Geta 203 errichtete Bogen weist neben seiner ebenfalls auf dem Forum Romanum zu lokalisierenden Lage weitere Gemeinsamkeiten auf. Wiederum ist der einst die Attika bekrönende, diesmal von Pferden und nicht von Elefanten gezogene Triumphwagen einschließlich severischer Besatzung seit langem verschwunden. Niemand weiß wohin. Die im vorliegenden Fall umfangreichere Dedikationsinschrift hat sich hingegen erneut erhalten: „Dem Imperator Caesar Lucius Septimius Severus, dem Sohn des Marcus, dem Pius, Pertinax, Augustus, Vater des Vaterlandes, dem Besieger der Parther, der Araber und der parthischen Adiabene, dem Pontifex Maximus, der zum elften Mal Inhaber der Vollmachten eines Volkstribuns ist, elfmal zum Imperator akklamiert wurde und dreimaliger Konsul und Prokonsul ist; und dem Imperator Caesar Marcus Aurelianus Antoninus, Sohn des Lucius, dem Augustus, Pius, Felix, der zum sechsten Mal die Vollmachten eines Volkstribuns besitzt, dem gewesenen Konsul und Prokonsul, Vater des Vaterlandes; den besten und stärksten principes, für die Rettung der Republik und die Erweiterung des Herrschaftsbereichs des römischen Volkes und für ihre außerordentlichen Leistungen in der Heimat und in der Fremde. Der Senat und das Volk von Rom.“
Natürlich kann, wie der Text glauben machen will, von einer Rettung der längst vergangenen Republik im Prinzipat keine Rede mehr sein, insofern handelt es sich um propagandistische Folklore. Im offensichtlichen Unterschied zum Titusbogen handelt es sich nunmehr um die dreitorige Variante desselben Bautyps, die mit 20,88 Metern Höhe und 23,27 Metern Breite den älteren Vorgängerbau um gut 6 Meter bzw. knapp 10 Meter in den räumlichen Abmessungen recht deutlich überragt.

5. Der dreitorige Bogen des Septimius Severus mitten auf dem Forum Romanum.

6. Die Säulen sind nicht mehr wie beim Titusbogen in die Marmorfassade integriert, sondern auf reliefierten Sockeln der Außenwand eigenständig vorgelagert.
Der Reliefschmuck auf den den Außenwänden vorgelagerten acht Säulensockeln zeigt römische Legionäre die Gefangene aus dem Partherkrieg in Ketten abführen, es darf vermutet werden in die Sklaverei. Die kannelierten Säulen selbst leiten oberhalb des Kapitells in eine Zone vorkragenden Gebälks über, welches sich ansonsten wie in der klassischen Ordnung üblich in einer Flucht mit der Fassade befindet. Davon abgesehen wird man auf der Ost- und Westseite des Monuments Zeuge von kriegerischen Handlungen, wie sie sich seinerzeit im Imperium Romanum abgespielt und den Ruhm der Dynastie der Severer manifestiert haben. Die Eroberung von Seleukia und Babylon im Zweistromland, die Einnahme von Ktesiphon oder der vergebliche Angriff der Parther auf Nisibis haben der staunenden stadtrömischen Bevölkerung und auswärtigen Besuchern wie Gesandtschaften aus eroberten Provinzen gleichermaßen die militärische Leistungsbereitschaft, die nie verzagende Einsatzfreude, die allzu häufig bewiesene Überlegenheit der Römer auch an der Peripherie des Reiches vor Augen geführt.
Nach vorbereitenden oder auch nur versteckten Hinweisen auf die wohl wichtigste politische Maßnahme der Severer, die von Caracalla 212 unter dem Namen Constitutio Antoniniana erlassene kaiserliche Verfügung, wodurch allen freien Bürgern des Imperiums das römische Bürgerrecht verliehen worden ist, sucht man allerdings vergebens. Der Triumphbogen wollte ausschließlich militärische Ruhmestaten visualisieren, an sie erinnern. Politik war eine andere Sphäre.
c.) Konstantinsbogen
Gut einhundert Jahre später als der Septimius-Severus-Bogen ist der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kolosseum, in Sichtweite zum nahen Titusbogen, gelegene Konstantinsbogen im Jahr 312 entstanden. Mit ihm sollte an Konstantins entscheidenden Sieg über den Widersacher Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke erinnert werden, ein mit personell weit unterlegenen Kräften errungener Sieg, der dem Kirchenschriftsteller Eusebius von Caesarea zufolge vor allem durch die richtige Ausdeutung des Sonnenlichtzeichens mit den Worten, „In diesem Zeichen wirst Du siegen!,“ (lat.: „In hoc signo vinces!“), möglich geworden sei. Wie auch immer man zur Legende steht, Konstantin war damit unversehens Alleinherrscher im Westen des Reiches.
Was für uns selbstverständlich erscheint, dass es natürlich nur einen Kaiser geben kann, ist zu dieser Zeit angesichts der die vormals weitgehend sicheren Reichsgrenzen vielerorts bedrohenden, auf Wanderschaft befindlichen Völker bereits seit längerem in Frage gestellt worden. Diocletian hat 293 darauf als Antwort die Einrichtung der Tetrarchie, des Vier-Kaiser-Systems, gefunden. Zwei Seniorkaiser mit dem Titel Augustus und zwei Juniorkaiser mit dem Titel Caesar haben sich seitdem die Herrschaft im zunehmend fragileren Imperium von geographisch weit voneinander entfernten Standorten bzw. Truppenbasen aus geteilt, die Spätantike war unwiderruflich angebrochen. Indes war Konstantin nach dem Sieg über Licinius bei Adrianopel 324 noch einmal in der Lage, das Rad der Geschichte wenigstens ein Stück weit zurückzudrehen, indem er die Alleinherrschaft über sämtliche Reichsteile antrat und behauptete. Die territorialen Gewichte hatten sich jedoch inzwischen verschoben, was an der Gründung von Konstantinopel an der Stelle des alten Byzanz als neuer Reichshauptstadt 330 für alle sichtbar geworden ist. Rom spielte ab jetzt nur noch die zweite Geige.
Die Verlagerung des baupolitischen und -künstlerischen Schwerpunkts an den Bosporus ist die Erklärung dafür, dass am Konstantinsbogen zum letzten Mal in der Antike ein historisches Relief an einem öffentlichen Ort in der Tibermetropole, der alten Hauptstadt des Imperium erscheint.
Die baukünstlerische Ausgestaltung des Triumphbogens ist durch die erstmals festzustellende Wiederverwertung älterer Werke, älterer Denkmäler gekennzeichnet, den sogenannten Spolienzyklen. So befinden sich an den beiden Fronten der Attika, d. h. der wandartigen Erhöhung der Außenwand bis über den Dachrand hinaus, acht Reliefs eines Ehrenbogens für den Kaiser Marc Aurel aus dem Jahr 173. Die acht kreisrunden Bildwerke, die Tondi, an den Seitenflügeln (s. Abb. 8) stammen vom hadrianischen Jagddenkmal. Gemeinsam mit Kunstobjekten aus trajanischer Zeit geriet der monumentale Triumphbogen dergestalt zu einem Musterbeispiel musealen Sammelns, des unschöpferischen Eklektizismus, dem es möglicherweise aus Geldmangel an kreativer Eigenleistung gebrach.

8. Der Konstantinsbogen frontal gesehen.
d.) Janusbogen
Der auch als Janus Quadrifrons bekannte Janusbogen ist zwischen Forum Boarium, dem am Tiber gelegenen alten Rindermarkt, und der Kirche San Giorgio in Velabro zu finden. Das 12 Meter breite und 16 Meter hohe Bauwerk ist nach dem Tod von Kaiser Konstantin fertiggestellt worden, wobei die dafür vorgeschlagenen Datierungen in der Literatur zwischen 337 und 356 schwanken.
Das vierseitige Monument ist auf quadratischem Grundriss aus Ziegelsteinen und Opus caementicium errichtet, die Fassade ist wie bei den übrigen stadtrömischen Triumphbogen mit Marmor verkleidet. Was neben den zwölf offensichtlich für Ehrenstatuen vorgesehenen Mauernischen an allen vier Fassaden auffällt, ist das gänzliche Fehlen einer Attika als abschließendem obersten Gebäudeteil (s. Abb. 9). Der erste optische Eindruck vermittelt daher etwas Unfertiges, das vom Janusbogen ausgeht. Eine offensichtliche Disharmonie in den Proportionen, die nicht ästhetisches Ziel der planenden Architekten gewesen sein kann

9. Der Janus Quadrifrons: Ehrenbogen oder überdachte Straßenkreuzung?
Das mag zu nicht geringem Teil die Schwierigkeiten mit erklären helfen, die beim Versuch die Funktion des Janusbogens zutreffend zu interpretieren im Lauf der Zeit entstanden sind. So ist in ihm zunächst irrtümlich ein dem Janus geweihter Tempel gesehen worden und erst danach ein zu Ehren von Kaiser Konstantin errichteter Ehrenbogen. In beabsichtigter Fortführung der durch Titusbogen, Septimius-Severus-Bogen und dem mächtigen Konstantinsbogen am Kolosseum begründeten stadtrömischen Tradition. Die vier gleichmäßig angeordneten Bogenöffnungen, die überwölbten Durchgänge des Janus Quadrifrons haben allerdings auch zu der Annahme verleitet, in ihm eine überdachte Straßenkreuzung, einen Treffpunkt für geschäftige Händler zu vermuten. Ehrenbogen oder doch eine überdachte Straßenkreuzung? Die Beantwortung dieser Frage muss vorerst offen bleiben. Einen klaren Beweis, der die erstgenannte Möglichkeit ausschließt, gibt es jedoch nicht.
Italien
Nach dem 88 v. Chr. noch in republikanischer Zeit beendeten Bundesgenossenkrieg wurde Italien südlich des Po durch die Lex Plautia Papiria zu einem in zunehmenden Maße einheitlichen Gebiet, in dem nicht mehr nur die Bürger Roms politische Rechte genossen, sondern auch die übrigen freien Bewohner des Landes, was Sklaven und Frauen ausschloss, haben das römische Bürgerrecht einschließlich der Möglichkeit persönlich an Wahlen teilnehmen zu dürfen für sich erkämpfen können.
a.) Trajansbogen von Benevent
Benevent liegt im landschaftlich schönen, fruchtbaren Kampanien rund 240 Kilometer südöstlich von Rom an der nach Tarent und Brindisi verlaufenden Via Appia, einer der wichtigsten Handelsstraßen Italiens im Altertum. Kaiser Trajan ließ zusätzlich von Benevent über Bari eine weitere Strecke, die Via Appia Traiana anlegen, um die Reisezeit in die apulischen Hafenstädte an der Adria zu verkürzen. Die heute immer noch vorhandenen Relikte von Thermen, Brücken oder eines Theaters zeugen vom blühenden Leben in einem zwar ländlich abgelegenen, dennoch wichtigen romanisierten Gemeinwesen der Kaiserzeit. Der 114 am Ausgangspunkt der Via Appia Traiana errichtete Trajansbogen lässt erahnen, dass Benevent sich ganz sicher im Fokus der kaiserlichen Aufmerksamkeit befunden hat.

10. Der Trajansbogen von Benevent in Kampanien.
Der eintorige Triumphbogen folgt typologisch dem rund 20 Jahre älteren Titusbogen in Rom. Die Säulen sind wiederum in die Wandfläche integriert und nicht auf vorgelagerten eigenständigen Sockeln positioniert wie beim Septimius-Severus-Bogen. Die gleichlautende Dedikationsinschrift auf beiden Seiten der Attika lautet: „Dem Imperator Caesar Nerva Traianus, dem besten Augustus, Sohn des göttlichen Nerva, Sieger über Germanien, Sieger über Dakien, Pontifex Maximus, zum 18. Mal Inhaber der tribunizischen Gewalt, sieben Mal Imperator, sechs Mal Konsul, Vater des Vaterlandes, dem stärksten Princeps, (haben den Bogen errichtet) Senat und Volk von Rom.“
Der außergewöhnlich reichhaltige und gut erhaltene Reliefschmuck nimmt der den Kaiser ehrenden Funktion des Bauwerks gemäß Bezug auf Trajans Triumphzug 107 nach dem Dakersieg, und zwar insbesondere im kleinen umlaufenden Fries unterhalb der Attika. Kriegsglück ist seit den sich öffentlich darauf berufenden Sulla und Caesar stets ein hervorstechendes Feldherrn- oder Herrscherattribut gewesen, ein Ausdruck göttlicher Gunst. Ganz allgemein werden zusätzlich auf den Reliefs der Rom und Benevent abgewandten Landseite mannigfaltige Aspekte der Provinzen und der Peripherie des Imperium dargestellt, während die Stadtseite innenpolitische Themen im Vordergrund sieht. Der Princeps erscheint trotz seiner ungeheuren Machtfülle als jemand, der von Verantwortung, Pflichtgefühl, nicht zuletzt Fürsorge gegenüber dem Ganzen getragen, dem das Wohlergehen der Gemeinschaft ein ständiges Anliegen ist. Von vielen Senatoren wurde der möglicherweise selbst aus der spanischen Provinz stammende, hochgeachtete Trajan deswegen als der beste Princeps von allen verehrt.
Römische Provinzen
In den Provinzen treten neben Senat und Kaiser Provinzialverwaltungen, Städte und Privatpersonen als alternative Auftraggeber für den Bau eines Triumphbogens hinzu. Je romanisierter die Provinz, d. h. umso nachhaltiger und intensiver sie von römischer Lebensart und Kultur durchdrungen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit auf entsprechende Monumente zu treffen.
a.) In der Gallia Narbonensis
Die auch als Kelten bekannten Gallier waren den Römern stets ein höchst suspekter Volksstamm. Das hängt ursprünglich mit der traumatischen Erfahrung der 387 v. Chr. durchlittenen Eroberung mit anschließender Brandschatzung Roms durch die Kelten unter der Führung von Brennus zusammen. Nur der Kapitolshügel mitsamt kleiner militärischer Besatzung nebst den sich dort aufhaltenden wachsamen Gänsen blieb von den Verwüstungen ausgenommen. Noch Jahrhunderte später siedelten diese wilden Krieger im italischen Alpenvorland sowie in der Poebene, weshalb ganz Norditalien aus römischer Perspektive mit der Bezeichnung Gallia cisalpina, Gallien diesseits der Alpen, belegt worden ist. 125 v. Chr. hatte sich die Lage verändert, die Verhältnisse sich umgekehrt. Der Konsul Marcus Fulvius Flaccus hat größere Teile des heutigen südlichen Frankreich erobert, die anschließend als Gallia transalpina, Gallien jenseits der Alpen, bezeichnet wurden. Gallia Narbonensis ist ein weiterer synonym verwendeter Begriff. Caesar hat gerne von dieser Region als provincia nostra, unserer Provinz, gesprochen, was seinen Nachhall über zweitausend Jahre später in der allgemein geläufigen Ansprache der allseits beliebten Urlaubsgegend und Heimstatt des Lavendels als Provence gefunden hat.
Noch in unserer Gegenwart florierende Städte sind damals unter römischer Kuratel entstanden: Aquae Sextiae (= Aix-en Provence), Arausio (=Orange), Arelate (=Arles), Avenio Cavarum (= Avignon), Forum Julii (=Fréjus) oder Nemausus (=Nîmes) sind einige von ihnen.
Vor dem Hintergrund urbaner Vielfalt begegnet uns an den nördlichen Hängen der Alpilles in der Nähe der Kleinstadt Saint-Rémy-de-Provence ein ehemaliges keltisches oppidum, das in der Römerzeit unter dem Namen Glanum Bekanntheit erlangte und mehr als nur ein Monumentalgebäude auf dem Stadtgebiet verzeichnete. Die dortige eintorige Bogenkonstruktion aus lokalem Gestein ist 7,53 Meter hoch und 12,41 Meter breit. Wann das Bauwerk entstanden ist, ist von der Datierung her nicht unumstritten, hat aber nach überwiegender Meinung in der späten Regierungszeit des Augustus oder in den ersten Jahren nach Amtsantritt des Tiberius stattgefunden, ergo zwischen 10 und 20.
Wie beim zeitlich späteren Titusbogen sind die Fronten mit je vier Säulen, zwei Halbsäulen jeweils an den Seiten des Durchgangs und zwei Dreiviertelsäulen jeweils außen versehen. Eine Attika, die einst da war, gibt es nicht mehr, was dem Monument den optischen Eindruck von etwas Unfertigem, Unvollständigen verleiht, ähnlich wie es beim Janus Quadrifrons festgestellt werden musste. Die zutreffende Deutung des Reliefschmucks ist bis heute Gegenstand intensiver Diskussionen geblieben. Das Bildprogramm weise als Thema die Unterwerfung gefangener Barbaren, Gallier, durch römische Legionäre auf, so meinen die einen. Der französische Archäologe Pierre Gros hat dagegen die Geste des Handauflegens entgegengesetzt, nämlich als Zeichen der Versöhnung, der Teilhabe in einem intensiv romanisierten Gallien interpretiert.
Rund fünfzig Kilometer von Glanum/Saint-Rémy-de-Provence entfernt, begegnet uns in Orange eine weitere interessante Bogenkonstruktion. Mit einer Höhe von 18,6 Metern und einer Breite von 19,5 Metern übertrifft der aus Kalkstein errichtete Bogen von Orange sein Pendant aus Glanum in den Abmessungen um einiges. Wie in Glanum treffen wir an den Fronten auf zwei Halbsäulen an den Durchgängen und zwei Dreiviertelsäulen an den äußeren Ecken. Der mittlere Durchgang des dreitorigen Bogens ist oberhalb mit einem Dreiecksgiebel als betonendes Element einer doppelten Attika versehen.

13. Der Triumphbogen in Arausio/Orange in der Provence.

14. Der zentrale Dreiecksgiebel ist der unteren Attika vorgeblendet.
Die Reliefs des Bogens, der ähnlich wie derjenige in Glanum zumeist in spätaugusteische oder frühtiberianische Zeit um 10 bis 20 datiert wird, zeigen unter anderem über ihre gallischen Gegenspieler obsiegende Römer. Der Triumphbogen gibt sich als Denk- und Erinnerungsmal einer den autochthonen Kräften gegenüber weit überlegenen Zivilisation und Hochkultur zu erkennen. Aufgrund der Lage 110 Meter vor der Stadt in der Flucht einer der beiden Hauptachsen, des Cardo Maximus, hat der Bogen allerdings in der Forschung auch eine Ansprache als Stadtgründungsbogen gefunden. Seine Aufgabe habe darin bestanden die heilige rituelle Stadtgrenze, das pomerium, zu markieren. Doch wäre eine Stadtmauer nicht sehr viel besser geeignet, diesen vermuteten Zweck zu erfüllen? Insofern macht es wenig Sinn von einer Deutung als Ehren- oder Triumphbogen abzurücken.
b.) In der Provinz Syria/Arabia Petraea
Die Ausbreitung der römischen Kultur war keineswegs auf Europa beschränkt, sondern umfasste bekanntermaßen ebenso die mediterranen Randzonen des afrikanischen und asiatischen Kontinents. Dazu gehörte auch das im heutigen Jordanien rund 40 Kilometer nördlich von Amman liegende Gerasa. Seit 64 v. Chr. war es Teil der römischen Provinz Syria und wurde 106 im Zuge einer Umstrukturierung der Arabia Petraea angeschlossen. Anlässlich eines Besuchs des Kaisers Hadrian wurde in Gerasa um 130 ein dreitoriger Ehrenbogen errichtet, dessen aufwändige Renovierungsarbeiten vor gerade fünfzehn Jahren abgeschlossen worden sind.

15. Hadriansbogen von Gerasa.
Mit einer Breite von 37,45 Metern und einer Höhe von 21 Metern verfügt der Bogen über enorme Abmessungen. Die Widmungsinschrift war in griechischer Sprache verfasst. Damit erinnert sie einerseits an das Philhellenentum Hadrians, der zeitlebens ein großer Bewunderer der griechischen Kultur war, wie auch andererseits daran, dass der wirtschaftlich dem Westen seit alters her weit überlegene mediterrane Osten immer ein durch den Hellenismus im Gefolge Alexanders griechisch geprägter Kulturraum geblieben ist. Einschließlich Sprache und Schrift.
Bogenkonstruktionen wie die hier vorgestellten Beispiele an Ehren- und Triumphbogen kannten die Griechen jedoch nicht, sie sind der Stein gewordene Ausdruck römischer Architektur, römischer Lebensart schlechthin.
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